Wer runderneuerte Reifen kauft, spart auf Kosten der Sicherheit
Runderneuerte Reifen lassen sich preiswerter herstellen als fabrikneue Modelle. Daher sind sie in der Regel um etwa 50 Prozent günstiger als Neureifen. Doch wie hoch sind Fahrkomfort und Sicherheit der restaurierten Pneus? Und wie schneiden sie in Reifentests ab? Alle Antworten finden Sie im nachfolgenden Artikel.
Der Marktanteil von runderneuerten Reifen ist im PKW-Bereich nicht sehr hoch (beträgt weniger als fünf Prozent). Ursache ist der vergleichsweise geringe Verschleiß von PKW-Bereifung. Ein Reifenwechsel ist nur selten erforderlich – das Einsparungspotenzial ist kleiner als beispielsweise im Fall von LKW oder Flugzeugen.
Im LKW-Bereich sind rund 40 Prozent der gekauften Pneus runderneuerte Reifen. Auch bei Flugzeugen sind die Produkte aus zweiter Hand weit verbreitet, muss doch eine Flugzeugbereifung etwa alle 150 Landungen ausgetauscht werden.
Sind runderneuerte Reifen zu empfehlen?
In einem Winterreifentest, den die Gesellschaft für Technische Überwachung (GTÜ) gemeinsam mit dem Auto Club Europa (ACE) durchführte, wurden drei runderneuerte Reifen auf ihre Winterqualitäten hin geprüft (Respa Ökon MS 790, Respa Ökon MS 830 und Rigdon Winter Ass 181).
Alle drei Modelle konnten auf Schnee überzeugen. In den restlichen Prüfkategorien jedoch zeigten sie keine guten Leistungen. Insbesondere bei Nässe (Handling und Bremsverhalten) offenbarten sich Schwächen. Zudem verursachten hohe Rollwiderstände einen erhöhten Benzinverbrauch. So erreichte der MS 790 die Gesamtnote "bedingt empfehlenswert", seine beiden Konkurrenten fielen mit „nicht empfehlenswert“ durch.
Aufgrund solch eklatanter Sicherheitseinbußen empfehlen unabhängige Experten, im Pkw-Bereich keine runderneuerten Reifen zu verwenden. Überdies müssen fabrikneue Reifen nicht zwangsläufig viel teurer sein: Mit einem kostenlosen Online-Preisvergleich lassen sich auch im Neureifen-Segment günstige Angebote in allen gängigen Reifendimensionen finden.
Wie werden runderneuerte Reifen hergestellt?
Haben Autoreifen ihr Lebensende erreicht, können sie runderneuert werden. Hierfür wird die Lauffläche maschinell von der Karkasse abgetragen (gehobelt oder geschält). Im Anschluss kommt eine neue Lauffläche auf den Reifen und wird durch Vulkanisierung fest mit dem alten Unterbau verbunden.
Da der Korpus nicht erneuert wird (und damit schon einem alterungsbedingten Verschleiß unterliegt), werden runderneuerte Reifen stets eine Geschwindigkeitsklasse nach unten gestuft. Letztlich jedoch erfüllen sie die gesetzlichen Mindestanforderungen an Qualität und Sicherheit.
Woran erkenne ich einen Reifen, der runderneuert wurde?
Runderneuerte Reifen werden speziell gekennzeichnet. Hierfür gibt es verschiedene Schriftzüge und -zeichen:
„runderneuert“
„retread“
„retreaded“
„R“
Genau wie fabrikneue Pneus müssen auch runderneuerte Reifen eine gültige EWG-Zulassung besitzen. Diese lässt sich am ECE-Prüfzeichen (eingekreistes E mit Ziffer) erkennen. Darüber hinaus finden sich an der Flanke die üblichen Reifenbezeichnungen und ein Herstellungsdatum in Form der DOT-Nummer (Datum der Runderneuerung).
Fazit
Wer runderneuerte Reifen kauft, kann bis zu 50 Prozent der Anschaffungskosten im Vergleich zu Neureifen sparen. Jedoch ist mit höheren Spritkosten zu rechnen. Zudem müssen gravierende Einbußen bezüglich der Fahr- und Bremseigenschaften in Kauf genommen werden. Letztlich muss jeder Fahrzeugbesitzer selbst entscheiden, ob er auf Kosten der Sicherheit sparen möchte.
Autor: Henrik Lode
© Foto: iStockphoto.com / Gudella
© Video: YouTube / schefflerm