So langsam macht sich Verzweiflung breit beim US-Rennstall

Monza war für Haas ein Spiegelbild der bisherigen Saison. Im Qualifying lagen Kevin Magnussen und Romain Grosjean von der Pace her noch auf Augenhöhe mit den anderen Mittelfeld-Teams. Im Rennen musste sich das Duo aber schnell nach hinten orientieren.

Grosjean fuhr abgeschlagen auf Rang 16 ins Ziel. Selbst Williams-Pilot George Russell und Kimi Räikkönen im Alfa Romeo waren schneller – und das trotz Boxengassen-Start und Stop-&-Go-Strafe für den Iceman. Kevin Magnussen fiel mit einem Hydraulik-Problem zehn Runden vor Schluss aus, lag aber zuvor aber auch nicht in Punktenähe.

Eigentlich hatten sich die Verantwortlichen erhofft, dass die extreme Strecke von Monza die Probleme des Autos etwas kaschieren würde. Haas investierte sogar in einen speziellen Low-Downforce-Heckflügel, der nur auf dem Highspeed-Kurs zum Einsatz kam. Am Ende war es rausgeschmissenes Geld. Mit der dritten Nullnummer in Folge verlor man in der Teamwertung weiter an Boden auf Alfa Romeo und Racing Point.

Haas-Auto mit kleinem Arbeitsfenster

Wie so oft machten die Pirelli-Reifen den Piloten das Leben schwer. „Es ist immer das Gleiche. Wir fahren mit frischen, aufgeheizten Reifen aus der Box. Die funktionieren zwei Runden lang auch ganz gut. Dann fallen plötzlich die Temperaturen im Reifen und die Fahrer beginnen zu rutschen. Das wiederum erhöht der Verschleiß“, erklärt Teamchef Guenther Steiner das Dilemma.

Dass Grosjean nach einer Kollision in der ersten Runde in der Schikane in den Notausgang musste und sich dann in Ascari noch einen Dreher leistete half natürlich auch nicht. Zudem beklagte der Franzose ein hartnäckiges Balanceproblem an seinem Auto. „Wir haben zwei Boxenstopps eingelegt, um das in den Griff zu bekommen. Aber nichts hat funktioniert. Da muss irgendetwas schiefgelaufen sein“. schimpfte der Pilot.

Steiner hatte direkt nach dem Rennen noch keine Erklärung parat. In den Aussagen des Südtirolers ist viel Verzweiflung zu hören. „Solche Rennen wie das in Monza killen Dich. Wir sind mit unserem Setup so extrem auf Messers Schneide. Wenn das kleinste Problem dazwischenkommt, dann ist Schluss. Wir verlieren dann nicht ein oder zwei Zehntel sondern direkt eine Sekunde.“

Verbesserung in den nächsten Rennen?

Dass die Leistung beim nächsten Rennen auf dem Stadtkurs in Singapur von alleine wieder besser wird, weil dort mit mehr Abtrieb gefahren wird, kann Steiner nicht garantieren. „Ich sage vor jedem Rennen, dass ich nicht weiß, wo wir stehen. Selbst nach dem Freitag sind wir oft nicht schlauer. Schon wenn sich die Temperatur nur um 5°C ändert, hat das für uns oft gravierende Auswirkungen.“

Steiner hofft, dass man mit Veränderungen am Auto das Problem bald in den Griff bekommt. Die Analyse in den letzten Wochen habe den Ingenieuren die Augen geöffnet: „Der Rückschritt auf die Melbourne-Spezifikation und der Vergleich mit dem aktuellen Paket haben viel geholfen. Beide Versionen sind nahezu gleich schnell. Das zeigt, dass wir im Gegensatz zu den anderen mit den Upgrades keine Fortschritte erzielen konnten.“

In den kommenden Rennen will man weiter mit verschiedenen Konfigurationen spielen. In Singapur fährt Haas noch einmal mit dem neuesten Paket. Danach in Sotschi rüstet man wieder auf die alte Aero-Stufe zurück, die aber mit ein paar neueren Elementen angepasst wird.

Keine Hilfe von Aldo Costa

Haas muss endlich den entscheidenden Schritt machen, sonst droht sich die Misere in die kommende Saison zu ziehen. Pirelli hat zwar angekündigt, dass 2020 ein neuer Reifen zum Einsatz kommen sind, bei dem der Arbeitsbereich deutlich vergrößert ist, doch darauf alleine will man sich bei Haas nicht verlassen.

Steiner nimmt seine Ingenieure in die Pflicht: „Wir warten nicht darauf, dass uns Pirelli einen Wunder-Reifen baut, der alle Probleme löst. Und selbst wenn es einen neuen Reifen mit größerem Arbeitsbereich gibt, wären wir nicht schnell genug. Wir würden dann vielleicht nicht ganz so viel verlieren, aber die anderen wären immer noch besser. Wir müssen also erst einmal an uns selbst arbeiten und dann schauen, mit was Pirelli kommt. Ich hoffe nur, der nächste Reifen ist nicht noch schlimmer als der aktuelle.“ 

Eine große Hilfe wäre sicher Ex-Mercedes-Chefdesigner Aldo Costa, der künftig für Technikpartner Dallara arbeiten wird. Doch Steiner glaubt nicht, dass sein Landsmann dem US-Team helfen kann: „Ich denke, sie hätten es mir gesagt, wenn er für uns verfügbar wäre. Mercedes hätte ihn wohl nicht gehen gelassen, wenn er für ein anderes Team arbeitet. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er Formel-1-Autos entwickeln darf.Aldo ist ein sehr korrekter Mensch. Er würde das nicht machen und wir würden ihn auch nicht danach fragen.“

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